Ich möchte in diesem Jahr eine Serie von Artikeln zum Thema Growth Hacking schreiben. Es sollen Metriken behandelt werden, Fallbeispiele geben, Begriffe erläutern und einiges mehr.
Growth Hacking ist aktuell in Amerika in aller Munde und schwappt aktuell auch nach Deutschland. Es gibt bereits in Deutschland die ersten Stellenausschreibungen, die direkt nach einem Growth Hacker suchen.
Was ist ein Growth Hacker?
Eine Person, die sich lediglich einer Aufgabe widmet: Wachstum. Dabei kann man auch verschiedene Teilbereiche nehmen innerhalb der Customer Journey – Mehr Besucher bekommen, aus den aktuellen Besuchern mehr Kunden machen, aktuelle Kunden zu mehr Ausgaben bewegen oder aktuelle Kunden zu neuen Traffic-Kanälen machen.
An einem Tag kann es also heißen, dass man die Anzahl der Refferals zu steigern versucht und einen Tag später verbessert man den Prozess des Onboarding oder die Conversion-Rate vom Anmeldeprozess. Im Mittelpunkt steht dabei immer das Produkt, welches nun selbst dafür sorgen kann, dass es wächst (sofern es ein digitales Produkt ist). Vernachlässigt wird alles, was nicht direkten Einfluss auf das Wachstum des Produktes hat. Wichtig ist aber, dass man es nicht verallgemeinert: jedes Unternehmen hat aktuell einen anderen Schwerpunkt bzw. anderes Potential, welches ausgeschöpft werden kann. Daher wechseln auch die Prioritäten mit der Phase, in der sich das Produkt oder das Unternehmen aktuell befindet.
Im klassischen Sinn besteht die Aufgabe eines Growth Hackers darin, dass man nach Grenzen innerhalb der Phasen sucht und bis hin zu diesen Grenzen (der Legalität) das volle Potential ausschöpft. Am effektivsten durch ständiges Testen und Experimentieren. Auf welche Art und Weise der maximale Erfolg zu erzielen ist, ist dabei nicht festgelegt. Ob SEO, SEA, Social Media, PR, Networking etc. – alles was Sie dem Ziel näher bringt wird genutzt.
Die Geschichte des Growth Hacking
Der Begriff wurde später geprägt, aber die Denkweisen existieren schon lange in Unternehmen wie Facebook, Twitter, LinkedIn. Airbnb, Mint und viele andere Firmen sind durch clevere Hacks erst zu dem geworden, was sie heute sind: Unternehmen, die mehr Wert sind als Lufthansa, aber erst 5 Jahre existieren.
Die Teams in den amerikanischen Unternehmen sind verantwortlich für das unglaubliche Wachstum innerhalb so weniger Jahre. Sie bestehen aus Designern, Programmierern, Marketing-Experten, Produkt Managern und mehr. Die besten Unternehmen wissen, dass Wachstum nicht beim Team anfängt und endet – Wachstum wird zum Spirit. Jeder Mitarbeiter wirkt seinen Teil dazu, dass Ineffizienz weniger wird und das Unternehmen schneller wachsen kann.
Das Konzept, dass man das Produkt selbst mit dem Wachstum verbindet bzw. für das Wachstum nutzt, ist schon älter als das Internet. Aber richtig effektiv wurde es erst in den letzten Jahren ausgelebt.
Der Begriff wurde vom Amerikaner Sean Ellis in seinem Blog beschrieben. Somit tauchte der Begriff 2010 das erste Mal auf. Nachdem es danach eine Zeit lang etwas ruhig um dieses Thema wurde, konnte Andrew Chen, auch ein absoluter Experte auf dem Gebiet, im April 2012 wieder neues Öl ins Feuer schütten.
Seit April 2012 flammte also die Diskussion über Growth Hacking auf und ist stark kontrovers. Für viele ist es nur ein neuer Begriff für eine alte Disziplin: Marketing. Auch in Deutschland, wo das Thema leider kaum bekannt ist. Allerdings werden wir in Zukunft sehen, wo die Unterschiede sind und wo Gemeinsamkeiten sind.
Eigenschaften eines genialen Hackers
Wenn man sich innerhalb der selbsternannten und bekannten Growth Hackern umschaut, kann man gewisse Trends erkennen. Erkennst du dich wieder?
- Neugier – Neugier ist absolut wichtig. Was passiert, wenn… ? Diese Frage muss man sich bei allen Dingen stellen. Man muss möglichst alles hinterfragen, was noch nicht funktioniert. Und man muss der Frage auf den Grund gehen. Wie kann man aktuelle Daten nutzen, um neue Kunden zu gewinnen? Was passiert, wenn wir eine andere Überschrift nutzen? Welche versteckten Informationen können aus allen vorhandenen Daten gewonnen werden?
- Liebt Daten, vergisst nicht das Bauchgefühl – Alle Entscheidungen werden auf Grundlage von Daten gefällt. Ganz einfach. Man kann ALLES messen – warum dann nicht die Daten nutzen? Das betrifft so ziemlich alle Bereiche bis auf einen: neu Wege gehen. Meist sind dann keine vernünftigen oder aussagekräftigen Daten vorhanden, was also heißt, dass man seinem Bauchgefühl vertrauen muss.
- Fokussiert – Der Fokus auf eine bestimmte Sache macht meist den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg aus. Es wird beispielsweise niemals der Satz kommen „Wir haben zu wenig Daten“ – es gibt genügend, aber nicht alle sind wichtig. Man muss sich auf die wichtigen und richtigen Daten fokussieren.
- Strategisch– Ein Growth Hacker darf das große Bild nicht aus den Augen verlieren: Wie passt das Unternehmen und das Produkt in den aktuellen Markt? Stichwort Produkt/Market-fit. Das Produkt richtig im Markt positionieren wird später noch ein paar Mal besprochen. Die richtige Position im Markt bringt mehr als das optimieren von Email-Betreffs. Daher ist es wichtig hier keine Fehler zu machen
- Kreativ – Kreativität ist in allen Belangen gefragt. Dabei ist nicht wichtig, ob man gut mit Photoshop umgehen kann (wenn ja ist das ein Plus, aber nicht notwendig). Mit Kreativität ist gemeint, wie man an die Lösung von Problemen herangeht. Schaut man bei der Konkurrenz? Findet man in einer anderen Branche eine tolle Lösung? Oder sucht man einen eigenen Weg? Kreativität hilft auch beim erstellen von Texten – auch hier muss man kein guter Texter sein. Es reicht, wenn man die richtigen Impulse erzeugt.
- Intuitiv – Kunden verstehen und zukünftige Handlungen vermuten ist ein großer Teil beim Growth Hacking. Wissen wie ein Kunde denkt und handelt lässt es zu, dass man wesentlich einfacher die richtigen Wörter findet. Und mit den richtigen Wörtern spricht man auch die gewünschten Kunden besser an. Das Wissen, warum Menschen gewisse Inhalte und Beiträge teilen und andere Inhalte nicht, erleichtert es bessere Virale Loops zu erzeugen. In der jetzigen Zeit kontrollieren die Kunden, ob ein Geschäft läuft oder nicht. Es gibt genügend Angebote – also kein Zwang nur bei einem Anbieter zu kaufen. Es ist also wichtig, dass man genau weiß, was diese Kunden wollen.